Hochsensibilität & Narzissmus
Woher kommt der Begriff „Narzisst“ überhaupt?
Die Figur des Narziss ist in der griechischen Mythologie der Sohn des Flussgottes Kephios und der Nymphe Leirope. Narziss wächst als ungeliebtes Kind auf und kann selbst nicht lieben. Gleichzeitig sieht er sehr gut aus, ist eitel und berauscht von seiner eigenen Schönheit. Verehrerinnen weist er ab. Als Strafe wird er von Aphrodite dazu verbannt, sich in sein eigenes Spiegelbild zu verlieben. Als er sich selbst im Wasser bewundert, fällt ein Blatt hinein und verzerrt die Spiegelung. Narziss kann seine vermeintliche Hässlichkeit nicht ertragen und stirbt…
Zuerst einmal ist es wichtig zu wissen, dass jeder Mensch gewisse narzisstische Anteile hat. Dies ist auch so lange „gesund“, wenn keine anderen Menschen darunter leiden und gewisse Kriterien nicht erfüllt sind. Unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ( s. Psychotherapie/ Persönlichkeitsstörungen), die laut ICD bestimmte Kriterien erfüllen muss, versteht man hingegen eine schwerwiegende Persönlichkeitsstörung. Ca. 0.5% aller Menschen sollen unter dieser Störung leiden (bzw. eher das Umfeld). Ich gehe aber davon aus, dass in gewissen Teilen der Welt oder auch gesellschaftlichen Schichten und auch Berufsfeldern, der Anteil deutlich höher ist. Das ist nicht nur meine persönliche Wahrnehmung, sondern es gibt Analysen, die besagen dass die meisten Narzissten und/ oder auch Psychopathen in leitenden Stellen der Konzerne, Gerichte, Stars & Schauspieler und in hohen Ämtern und vor allem in der Politik zu finden sind…Viele Narzissten sind demnach „erfolgreich“ im Beruf und haben Probleme im Privatleben, in Beziehungen und mit Freundschaften.
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung haben starke Schwierigkeiten ihr Selbstwertgefühl zu regulieren. Sie benötigen daher immer Zuspruch von außen, wollen im Mittelpunkt stehen und bewundert werden. Dabei neigen sie sehr dazu andere Menschen herabzusetzen, sodass sie ein Gefühl der Überlegenheit aufrechterhalten können. Diese Störung basiert auf einem mangelnden Selbstwertgefühl, ausgeprägte Empfindlichkeit ggü. Kritik und fehlender Empathie für andere Menschen. Otto Kernberg geht sogar so weit und sagte einmal, dass Narzissten gar nicht lieben können, sie wollen nur Bewunderung.
Um eine narzisstische Persönlichkeitsstörung zu diagnostizieren müssen gewisse Kriterien erfüllt sein. Meiner Meinung nach wird diese Störung in der ICD allerdings viel zu wenig detailliert beschrieben. Daher kann man sich auch anhand der amerikanischen Diagnosekriterien des DSM (Diagniostical and Statistical Manual of Mental Disorders, 5th Edition) orientieren:
- Anhaltendes Muster von Grandiosität, Bewunderung und mangelndem Mitgefühl
- Ein extrem übertriebenes und unbegründetes Gefühl der eigenen Bedeutung und Talente
- Phantasien von unbegrenztem Erfolg, Einfluss, Macht, Intelligenz, Schönheit oder vollkommener Liebe
- Glauben dass sie speziell und einzigartig sind und sich nur mit ebenso grandiosen Menschen auf einen hohen Niveau verbinden sollten
- Ständiger Wunsche bedingungslos bewundert zu werden
- Gefühl des Anspruchs
- Ausnutzung anderer Menschen, um eigene Ziele zu erreichen
- Mangel an Empathie
- Neid auf Andere und der Glaube beneidet zu werden
- Überheblichkeit und Arroganz